Per Zufall im Paradies gelandet
Verena Wyss, eine Schweizer Wein-Exilantin, bewirtschaftet in Gabian (im nördlichen Languedoc) seit 1989 auf einem Gut von 34 Hektaren 14 Hektaren Reben mit rigoroser Mengenbeschränkung. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Das schmale Strässchen, das aus der Dorfmitte von Gabian hinaus führt zur Domaine von Verena Wyss, steigt sanft und gleichmässig an. Zwei, drei Kilometer, dann zweigt ein holpriger Weg links ab, führt uns durch ein kleines Wäldchen. Eine kräftige Linkskurve noch, dann öffnet sich uns das Paradies.
Blauer Himmel, sattgrüne Rebberge wohin das Auge blickt, mittendrin ein Gutshaus im provenzalischen Stil. Hier wohnt und arbeitet die Kaltbrunnerin Verena Wyss. Vor über 25 Jahren hat sie in diesem Weingut in der Nähe der südfranzösischen Stadt Béziers ihr eigenes kleines Glück gefunden – ganz unverhofft.
«Einfach der Hammer»
Denn eigentlich wollten Verena Wyss und ihr Mann Hanspeter damals in den 80er Jahren nur auf eine Bergtour ins Wallis. Es kam aber alles ganz anders. Der Touristenandrang animierte sie zur Weiterfahrt – bis nach Südfrankreich. Und dort war es um sie geschehen. «Wir waren wie vom Blitz getroffen», erzählt Verena Wyss gedankenverloren. Bekannte des Paars zeigten ihr und ihrem Mann ein Weingut im Hérault, das zum Verkauf stand. Die beiden waren hin und weg. «Diese Aussicht, die Abgeschiedenheit – einfach der Hammer.» Sie beschlossen, das Gut zu kaufen, was aber geschlagene zwei Jahre dauern sollte – der französischen Bürokratie «sei Dank». Die Hürden seitens der Verwaltung bringen die erzählende Verena Wyss denn auch leicht in Rage und erst ein Gläschen ihres wunderbar fruchtigen Viogniers und der Blick nach Süden über die sanft ins Tal gebetteten Weinberge lassen ihren Blutdruck wieder in ungefährlichere Sphären sinken.
Ideales Mikroklima
Für den Architekten Hanspeter Wyss war es ein Leichtes, das Gutshaus wieder in Schuss zu bringen. Der Fasskeller wurde renoviert und ein grosszügiger Keller gebaut, der durch eine clevere natürliche Belüftung überzeugt. Unter der Leitung von Verena wurden zwischen 1993 und 1999 alle Parzellen neu bestockt – denn auch da war dank der EU-Ausreissprämien nicht mehr viel vom alten Weingut übrig geblieben. Viognier, Roussanne, Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot und auch der Aussenseiter Lledoner Pelut, eine Variante des Grenache, wurden von Beginn weg nach biologischen Kriterien angebaut. Um der anfänglichen Erosion der Böden entgegenzuwirken, wurden Kräuter und Klee gesät. Der naheliegende Wald bewahrt ein ausgezeichnetes Mikroklima, eine Vielfalt von Hecken und Sträuchern begünstigt das gesunde Gedeihen der Reben.
Alternativen zu Prestige-Appellationen
Seit dem Tod von Hanspeter Wyss vor wenigen Jahren kümmert sich Verena Wyss um die Geschicke der Domaine. Dabei wird sie tatkräftig von Patrick Goma unterstûtzt, der seit vielen Jahren als Regisseur auf der Domaine arbeitet. Zusammen bilden sie ein freundschaftliches und familiäres Team.
Dennoch funkt und kracht es ab und zu zwischen den beiden, haben doch Verena wie auch Patrick einen ausgesprochenen Dickschädel. Dies manifestiert sich letztlich in den Weinen, welche die beiden produzieren: Nicht die typischen Südfranzosen werden von Autodidaktin Verena gekeltert, sondern elegante, oft tanninreiche, bisweilen eigenwillige und dennoch harmonische Weine, die nicht zufällig an grosse Lagen im Bordeaux erinnern. Wo wie hier auf Qualität statt auf Masse produziert wird, wo der Versuch gelingt, einem heissen Klima Eleganz abzuringen, entstehen interessante Alternativen zu den Hochpreis-Ikonen der nördlicheren Prestige-Appellationen. Weine, denen man die Liebe der Winzerin zu diesem Landstrich anmerkt.
Meine Appellationen?
IGP Indication Géographique Protégée.
Lebensmotto?
Immer wieder Lebensqualität anstreben.
Was ich liebe?
Wein und Musik.
Meine Top-Tipps?
Mein Vitello tonnato mit Rosé des roses 2017. Sankt Galler Rostbratwurst, aber bitte ohne Senf!
Besonderes Kennzeichen?
La perdrix (oder «das Vögeli», wie viele Vindoc-Kunden das auf den Etiketten abgebildete Rebhuhn nennen).
Meistgebrauchtes Schimpfwort?
Punaise (vulgär für putaine).
Lieblingsfest?
Am 21. Juni das Fête de la musique in Frankreich.
Bestes Antidepressivum?
Der Ausblick von meiner Gartenterrasse, und zwar zu allen Jahreszeiten.
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