Château du Vieux Parc

Wo die Musik spielt im Weinberg

Im Corbières-Massiv ist der Wein eine der wenigen möglichen landwirtschaftlichen Aktivitäten in dieser trockenen Region. Zwischen Carcassonne und Narbonne, am Rande des Dorfes Conilhac Corbières, liegt Château du Vieux Parc. Das Weingut der Familie Panis, mit schönem Blick auf die erhabenen Pyrenäen, empfängt uns zur Verkostung seiner Corbières-Weine. 

Durch hohe, alte Mauern von der Landstrasse abgeschirmt, wirkt das Château du Vieux Parc auf Anhieb etwas abweisend. Ausladend ist es zudem auch. Von unserem Parkplatz gegenüber des einzigen Bistrots im Dorf bedarf es eines ordentlichen Fussmarsches entlang der Mauern bis zum gut versteckten Eingang des Weinguts. Dann aber empfängt uns ein wunderschön gepflegtes Gutsgebäude, dessen Grundstein vor Jahrhunderten gelegt worden ist.

Wir klopfen an die schwere blaue Holztür des Gutshauses und werden von Claudine und Louis Panis freundschaftlich willkommen geheissen. Wir sind etwas zu früh, ihr Sohn Guillaume, der Vieux Parc heute in sechster Generation führt, ist noch im Weinberg. Wir werden in die Küche gebeten, bei Kaffee und Kuchen will das Rentnerpaar alles über die Sorgen eines Schweizer Weinhändlers wissen. Mit der Frage nach den Enkelkindern wechseln wir das Thema und lassen uns anschliessend die Geschichte des Weinguts erzählen.

Von Massenanbau zu Bio-Weinbau

Das Château du Vieux Parc gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts den Familien Mialhe und Panis. Bis in die 1960er Jahre wurde Massenwein produziert und – wie damals üblich – vollumfänglich an Händler verkauft. Selbst abgefüllten Qualitätswein gab es erst unter der Leitung von Guy Panis, Louis› Vater. Zusammen nahmen die beiden grosse Änderungen vor, sowohl beim Anbau der Reben als auch beim grossen Abenteuer der Abfüllung auf dem Gut. Seit der Ernte 2005 packt auch Guillaume mit an. Mit seiner Jugend und seinem Enthusiasmus haucht er dem Château du Vieux Parc nun wiederum neues Leben ein. Er stellte auf nachhaltige Landwirtschaft um, die den Boden durch begrenzten Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln respektiert. Das Anwesen ist nach den Richtlinien von «Terra Vitis» zertifiziert.

Inzwischen ist auch Guillaume zurück aus den Reben. «Es ist leicht anzunehmen, dass meine Berufung zum Winzer eine familiäre Verpflichtung war, aber eigentlich war es meine eigene Entscheidung. Mir fällt kein anderer Job ein, den ich lieber machen würde.»

Kiefern, Zedern und Orangen

Auf dem Gelände des Anwesens befinden sich schöne alte Bäume, die um 1850 gepflanzt wurden: Goldregen, Lorbeer, Judas, Buchsbaum, Mispeln, Kiefern, Zedern und auch Osage-Orangen. Guillaume führt uns nun durch diese weitläufige Gartenanlage zu den Kellereigebäuden und wir geniessen es, in der Hitze des Sommers diesen schattigen Park zu durchqueren.

Der Weinkeller stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist halb unter der Erde und zählt mehrere epoxidbeschichtete Betonbehälter und Edelstahltanks mit Temperaturregelsystem. Erst vor einem Jahr hat Guillaume in eine neue Entrappmaschine und eine hydraulische Presse investiert. Auf der anderen Seite des schattigen Weges befindet sich der vor 20 Jahren erbaute Lagerkeller mit weiteren Stahltanks, der Abfüllanlage und dem Palettenlager. Unterirdisch im zweiten UG liegen der Barrique-Keller mit französischen Eichenfässern und der Degustationsraum.

Ein grosser Wein für einen kleinen Mann

«An der Weinherstellung begeistert mich, aus einfachem Traubensaft einen komplexen Wein zu schaffen – sowohl in seinen Aromen als auch in der Feinheit seiner Tannine. Jede Aktion, die während der Weinbereitung durchgeführt wird, kann das Endergebnis verändern, und jeder Winzer hat eine eigene Vorgehensweise, die seinem Wein einen besonderen Charakter verleiht», erklärt Guillaume. Wir verkosten zusammen seine neue, nach seinem Erstgeborenen genannte Cuvée «Ethan», eine wunderbar würzige und geschmeidige Assemblage von Mourvèdre und Syrah. Ein grosser Wein für einen kleinen Mann! Bestärkt durch den Erfolg des bei unseren Kunden äusserst beliebten «La Sélection», ordern wir spontan einen grösseren Posten des «Ethan 2015». Wir sind überzeugt von diesem Wein und können Guillaume nur Recht geben, wenn er sagt: «Ich wollte einen Wein machen, für dessen Namen sich mein Sohn dereinst nie zu schämen braucht!»

Gemeinsam unternehmen wir noch einen Rundgang durch die Reben. Das Gut umfasst heute 40 Hektar AOP Corbières und 30 Hektar Vin de Pays, bestockt mit sämtlichen im Languedoc üblichen Rebsorten. Das Terroir besteht aus Ton- und Kalksteinhängen und steinigen, nach Süden ausgerichteten Terrassen. Das Klima ist mediterran – heiss und trocken mit sehr geringen Niederschlägen zwischen Juni und Oktober. Geschützt durch den Hügelzug des Alaric im Westen, wird das Dorf nur selten von Regenwolken erreicht. Der dominante Wind, Cers oder Tramontane genannt, prägt die Landschaft und ist perfekt für die Reifung der Trauben.

Château du Donjon

Wie der Wehrturm des Schlosses nimmt Guillaumes Onkel Jean Panis in seinem Keller den Raum für sich ein. Gross und kräftig, mit einem leichten Geniesserbauch, wirkt er von zupackender Art. Dazu kontrastieren aber stark sein feiner Humorund ein Künstler-Pferdeschwanz. 

Trauben, Kochen und Musik

Vom Rundgang zurück, unterhalten wir uns mit Guillaume über seine Liebe zu Trauben, gutem Essen und Musik. «Ich liebe es, Gerichte mit verschiedenen Weinen zu kochen und zu kombinieren. Ich liebe es, mich um meine beiden Jungen zu kümmern und ich liebe die Musik, von der ich mich bei diesen Aktivitäten oft begleiten lasse», erzählt er. «Das Leben ohne den Genuss eines guten Weins oder ohne Musik, die meinen Tag begleitet, käme mir ziemlich trist vor. Ich würde beides sehr vermissen, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde die Musik wahrscheinlich gewinnen – ohne sie wäre das Leben zu traurig.»

In Conilhac, so erzählt man, gibt es einen Winzer, der auf seinem Rebtraktor anstelle des vorgeschriebenen Gehörschutzes riesige Kopfhörer trägt. «Zanika», antwortet Guillaume auf die Frage, was er denn höre – das Debut-Album der französischen Popsängerin Jain.

8 Fragen an Guillaume Panis

Meine Appellationen?

Corbières AOP, IGP Aude-Hauterive, IGP Pays d’Oc.

Lebensmotto?

Wenn du etwas tust, so mach es richtig oder lass es bleiben.

Was ich liebe?

Freunde, gutes Essen, erst recht gutes Essen im Kreis der Familie. Ich liebe es, wenn bis zu vier Generationen am Tisch sind!

Meine Top-Tipps?

Weine meiner Kollegen aus den meisten anderen Appellationen Frankreichs, was es mir erlaubt, meinen Keller zu füllen, der oft mehr leer als voll ist.

Besonderes Kennzeichen?

Ungeduld. Kann als eine Qualität oder ein Defekt betrachtet werden – meine Familie wird Ihnen sagen, in welche Richtung ich am meisten neige!

Meistgebrauchtes Schimpfwort?

Poutain! Ich weiss, dass das nicht sehr vornehm ist, aber hier im Süden wird es eher als Ausrufezeichen benutzt denn als Schimpfwort.

Lieblingsfest?

Corbières en Fête – ein von der Appella­tion organisierter Abend am ersten Montag im August, an dem sich die meisten Produzenten beteiligen. Bei Musik und Tapas können wir hier unsere Weine degustieren und vergleichen.

Bestes Antidepressivum?

In der Küche ein feines Gericht zubereiten – mit einem Glas feinen Weisswein.

Die Weine von Château du Vieux Parc

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