Bio-Label in Frankreich: die Unterschiede

Die meisten Winzer bei Vindoc verfügen über ein Bio-Label. Doch was bedeutet das?

Das Languedoc-Roussillon beherbergt nicht nur die älteste und grösste Weinregion der Welt, hier werden anteilmässig auch mehr Bio-Weine als anderswo produziert. Das Languedoc ist das führende Bio-Weinbaugebiet in Frankreich mit inzwischen 25 000 Hektar Bio-Reben, was 36% des französischen und 7% des weltweiten Bio-Weinbaus entspricht.

Im Weinbau in Frankreich gibt es viele Möglichkeiten, sich für Umweltzertifizierungen zu entscheiden. Neben den nachfolgend erklärten wichtigsten drei Ansätzen (Agriculture Biologique, Terra Vitis und Haute Valeur environnementale) existieren in Frankreich weitere Labels wie Vitealis, Méthode Cousinié oder die biodynamischen Zertifikate von Demeter oder Biodyvin.

Biologische Landwirtschaft (AB)
Bio ist ein offizielles Qualitätszeichen. Dieses Zeichen wird von einem auf euro­päischer Regelungsebene definierten Lastenheft eingerahmt und bezieht sich auf ein Produkt, verarbeitet oder unverarbeitet. Die Erfüllung der Anforderungen wird in allen Phasen der Produktionskette erwartet, von der Erzeugung der Rohstoffe über die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb, und die Produkte werden in allen Phasen kontrolliert.

Der «ökologische Landbau» bescheinigt dadurch eine hervorragende Umweltleistung in allen Produktionsphasen, insbesondere durch die Einführung von Verfahren, die primär den Verzicht auf chemisch-synthetische Produkte und gentechnisch veränderte Mechanismen garantieren. Der ökologische Landbau beruht insbesondere auf der Achtung natürlicher Systeme und Kreisläufe sowie der Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit von Boden, Wasser, Pflanzen und Tieren. Damit trägt er zu einem hohen Mass an biologischer Vielfalt bei und hält hohe Standards für den Tierschutz ein.

Terra Vitis
Terra Vitis ist eine vom französischen Staat anerkannte Zertifizierung des Betriebs und basiert auf dem Prinzip der nachhaltigen Landwirtschaft. Sie wird definiert als «eine Bewirtschaftungsform, die den Bedürfnissen der Gegenwart entspricht, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.»

Dabei steht die Förderung eines nachhaltigen, umweltfreundlichen Weinbaus im Vordergrund unter Bevorzugung vor allem natürlicher Regulierungsmechanismen. Ziel ist es, eine gesunde Umwelt zu fördern, um letztlich die Gesundheit der Erzeuger, ihrer Beschäftigten und der Bürger im Allgemeinen zu schützen. Die Produktion gesunder Trauben soll sichergestellt, die biologische Vielfalt in den Parzellen und ihrer Umgebung erhöht und die Qualität des Wassers, der Luft und des Bodens verbessert werden.

Haute Valeur environnementale
HVE ist ein von den französischen Behörden eingerichtetes Qualitätslabel, das eine Zertifizierung des Betriebs ermöglicht. Das Lastenheft bezieht sich auf den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb. Um die Zertifizierung zu erhalten, muss der Landwirt seine Praktiken auf der Ebene des landwirtschaftlichen Betriebs unter Berücksichtigung aller auf dem Gut vorhandenen Naturgebiete überdenken (Grundsätze der Agrar­ökologie).

Die HVE-Zertifizierung bescheinigt eine hervorragende Umweltleistung, die sich widerspiegelt im Erreichen von Leistungsschwellen (Ergebnisverpflichtungen) in vier Bereichen: in Bezug auf die biologische Vielfalt (insbesondere das Vorhandensein von agrarökologischen Infrastrukturen auf dem Betrieb wie Hecken, Grünstreifen, Wäldchen usw.), die Pflanzenschutzstrategie, das Dünge­management und die Bewässerung.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten Pflanzenschutzmittel: Bei den Pflanzenschutzmitteln werden sowohl bei AB als auch bei Terra Vitis erhebliche Einschränkungen gemacht. Während es allgemein bekannt ist, dass in AB keine chemisch-synthetischen Produkte toleriert werden, gibt es in Terra Vitis eine Liste mit Einschränkungen in Bezug auf die Einsatzstoffe Mancozeb, Folpel und Metiram. Ausserdem sind keine als giftig (T) eingestuften Produkte erlaubt. Bei HVE besteht die Strategie darin, sieben Indikatoren zu erfüllen, die für die gesamte Landwirtschaftsfläche wie die unbehandelten Flächen berechnet werden. Das HVE-Siegel verbietet nicht den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, sondern schränkt deren Verwendung ein. Schwefel (mit definierten Maximalwerten für SO2 in den Produkten) und Kupfer werden bei allen Labeln toleriert, wobei natürliche Abwehrmittel gefördert werden.

Düngung: Hier sind bestimmte Anforderungen bei AB am strengsten: Es gilt ein absolutes Verbot von synthetischen Produkten. Terra Vitis schliesst synthetische Düngemittel nicht aus, schränkt aber die Verwendung stark ein. So sind zwei Massnahmen obligatorisch: eine Bodenanalyse pro Teilfläche alle zehn Jahre und eine Stickstoffdosis von maximal 50 Einheiten pro Hektar und Jahr. Bei HVE müssen fünf Indikatoren zur Validierung dieses Moduls herangezogen und die Grenzwerte eingehalten werden (Stickstoffbilanz, nicht gedüngte Flächen usw.).

Biodiversität: Für das Kapitel Biodiversität macht das AB-Label keine Vorschriften. Fünf Indikatoren definieren dieses Modul für HVE mit dem Beispiel des Anteils an agrarökologischer Infrastruktur (Hecken). Terra Vitis beschreibt in der Spezifikation detailliert Vorgaben für die Identifizierung, die Berechnung und die Pflege der agrarökologischen Infrastruktur.

Önologische Verfahren: Die Anforderungen an önologische Verfahren sind in AB sehr präzise (begrenzter SO2-Gehalt, Wärmebehandlung der Weine auf 70 °C begrenzt, Verbot von Kaliumsorbat, Kaltkonzentrierung von Teilweinen und Entschwefelung). Bei HVE und Terra Vitis sind die Regeln flexibler, weil der Betrieb und nicht das Produkt zertifiziert sind.

Kontrollen: Allen zertifizierten Labels gemein sind regelmässige (mindestens jährliche) Kontrollen durch die Behörden beziehungsweise die mit der Kontrolle beauftragten Institutionen. Dabei werden Proben entnommen von Böden wie auch von Blättern, Stängeln, Blüten oder Samen (um sicherzustellen, dass keine Pestizide von benachbarten Feldern, die manchmal konventionell bewirtschaftet werden, die Bio-Kulturen kontaminiert haben).

Die Proben werden in Analyselaboratorien anonymisiert auf etwa 250 Moleküle wie z. B. Glyphosat untersucht. Je nach Label werden auch die einzelnen Produkte auf unerwünschte chemische Inhaltsstoffe überprüft. Weiter bestehen Regeln bezüglich der administrativen Dokumentation, welche ebenfalls regelmässig auf Richtigkeit und Vollständigkeit kontrolliert werden.

Ein Schritt weiter: Biodynamik
Immer öfter arbeiten Winzer in Südfrankreich auch nach den Grundsätzen der Biodynamik. Die Grundsätze dieser Landwirtschaft können sowohl auf die Methoden des Weinanbaus als auch auf die Weinproduktion im Keller angewandt werden. Die Biodynamik geht davon aus, dass die Rebe, der Boden und die Organismen darin ein Ganzes bilden und das Gleichgewicht erhalten werden muss.

Der Einsatz von chemischen Düngemitteln oder Pestiziden ist verboten (ein Wein muss grundsätzlich zuerst biologisch sein, bevor er sich als biodynamisch bezeichnen darf). Dabei geht die Biodynamik in verschiedenen Bereichen weiter als die klassische biologische Landwirtschaft: Die Bearbeitung der Weinberge erfolgt nach Anwendung des Sonnen- und Mondkalenders, für die Mazeration werden einheimische Hefen verwendet und eine Schönung des Weins erfolgt ohne Hilfsmittel. Der Einsatz von Schwefel ist nochmals geringer als bei Bioweinen. Die in Frankreich bekanntesten Siegel für Biodynamik sind Demeter und Biodyvin.

Bio-Weine bei Vindoc
Gegenwärtig sind rund 80% der Winzer, von denen Vindoc seine Weine bezieht, bio- oder biodynamisch zertifiziert. Dies ist ein überproportional hoher Anteil, widerspiegelt aber das Selbstverständnis von Vindoc. Generell ist es aber so, dass sich viele Winzer im Languedoc auch an die nachhaltigen Prinzipien halten, ohne sich zertifizieren zu lassen. Meist liegt der Grund dafür in Geldmangel, dauert doch die Phase der Umstellung bis zum Zertifikat mindestens drei Jahre und ist kostenintensiv. Wir von Vindoc garantieren darum auch für die Weine in unserem Sortiment, welche nicht mit einem Zertifikat ausgezeichnet sind, dass sie aus einer natur- und ressourcenschonenden Produktion stammen; von Winzern, die einen respektvollen Umgang mit der Umwelt pflegen.

Languedoc, Bio-Wiege Frankreichs

Das Vindoc-Sortiment umfasst zu grossen Teilen Weine in Bio-Qualität. Was ist Bio und was darf Bio? Und sind Bio-Weine wirklich besser?

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